Houthi-Angriffe beeinträchtigen globale Lieferketten

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Die Houthi-Rebellen im Jemen greifen Container-Schiffe in der Straße von Bab al-Mandeb mit Raketen und Drohnen an. Bislang wurden das Hapag-Lloyd-Schiff Al-Jasrah und das MSC-Schiff MSC Palatium III getroffen. Verletzt wurde bislang Keiner. Am 14. Dezember entging das Maersk-Schiff Gibraltar nur knapp einem Raketenangriff. Die USA, Ägypten und das Vereinigte Königreich berichten, dass sie Drohnen der Houthi abgefangen haben. Das deutet auf laufende Angriffsversuche hin. Die große Reedereien Maersk, Hapag-Lloyd, MSC und CMA CGM leiten ihre Schiffe um, um die Region zu umgehen. Es wird erwartet, dass auch andere Reedereien diesem Beispiel folgen werden.

Das Rote Meer wird von den Reedereien gemieden, trotzdem befinden sich derzeit noch Schiffe in dem betroffenen Gebiet. Die nachstehende Karte Containerschiffe in der Nähe der Straße von Bab al-Mandeb“ zeigt die Position der Containerschiffe in der Region am 16. Dezember 2023. Etwa 40 Schiffe befinden sich in unmittelbarer Nähe der Meerenge, etwas über 100 in der weiteren Umgebung. Diese Schiffe sind dem Risiko ausgesetzt, von der Houthi-Gruppe angegriffen zu werden. Verschiedene Länder, darunter auch die USA, haben jedoch ihre militärische Präsenz in der Region verstärkt, um weiteren Angriffsver­suchen auf Schiffe entgegenzuwirken.

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Zu den erwarteten Auswirkungen der Anschläge gehören:

  • Verlängerte Transitzeiten,
  • Unterbrechungen der globalen Ölversorgung,
  • Probleme mit Lagerbeständen.

1. Erhöhte Transitzeiten

Das nachstehende Diagramm Container-Transitverkehr auf den wichtigsten Routen über das Rote Meer“ zeigt die durch­schnit­tliche Transitzeit für Container, die durch den Suezkanal geleitet werden. 

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Dazu zählen folgende Strecken:

  • Europa nach Südostasien
  • Naher Osten nach Europa
  • Naher Osten nach US-Ostküste
  • Südostasien nach US-Ostküste
  • US-Ostküste nach Europa

Seit 2021 haben sich die Transitzeiten durch den Suezkanal insgesamt verkürzt, da sich die Lieferketten von Covid-19 erholen. Insbesondere die Strecke Südostasien zur Ostküste der Vereinigten Staaten hat sich um fast 20 Tage reduziert. Im November stieg die Transitzeit im Vergleich zum September um 6 Prozent, was auf den Konflikt zwischen Israel und Gaza zurückzuführen ist. Die Angriffe der Houthi werden zu einer weiteren Erhöhung beitragen.

Bei anhaltenden Konflikten ist mit einem Anstieg der Transitzeiten für alle oben genannten Verkehrswege zu rechnen. Ohne die Nutzung des Suezkanals werden diese Verkehrsträger auf alternative Routen ausweichen müssen. Container in Richtung Westen müssen nun eine Route um Afrika nehmen, was zu einer Verlängerung der Transitzeit um 7 bis 14 Tage führt. Die Umleitung von Schiffen nach Osten ist zwar potenziell schneller für die Fahrten zur Ostküste der Vereinigten Staaten, führt aber zu Verzögerungen im Panamakanal, der nach wie vor mit anhaltenden Problemen durch Trockenheit und Wasserversorgung zu kämpfen hat. Dessen Kapazität ist derzeit bereits um 30 Prozent reduziert, wobei weitere Einschränkungen geplant sind. Außerdem wird für diese Routen zusätzlicher Treibstoff benötigt, was die Kosten der Seeschifffahrt erhöht.

2. Unterbrechungen der Ölversorgung

Durch den Suezkanal erfolgt der Transport verschiedenster Güter. Daher werden sich die Auswirkungen nicht auf einen spezifischen Sektor beschränken. Das bedeutendste Gut aus dieser Region ist jedoch Öl. Im Jahr 2022 belief sich der tägliche Export von Öl aus dem Nahen Osten auf 15,4 Millionen Fässer. Bei fortgesetzten Konflikten ist mit erheblichen Beein­träch­ti­gungen in der Ölversorgung zu rechnen. Trotz des Trends zur Abkehr von fossilen Brennstoffen wird Öl weltweit immer noch in großem Umfang verwendet. Dies wird vermutlich zu einem Preisanstieg führen. Der Straßenverkehr ist weltweit der größte Erdölverbraucher, weshalb mit höheren Transportkosten und höheren Preisen für die Betankung von Privatfahrzeugen zu rechnen ist.

3. Nachgelagerte Bestandsprobleme

Eine weitere potenzielle Folge könnte ein Mangel an verfügbaren Artikeln sein. Die zusätzliche Vorlaufzeit, die diese Lieferungen aufgrund der unvorhersehbaren Ereignisse benötigen werden, war bei der Planung der Bestände durch Einzelhändler nicht berücksichtigt. Nach der Hochsaison über die Feiertage besteht die Möglichkeit, dass die Lagerbestände erschöpft sind. Es ist wichtig zu betonen, dass dies voraussichtlich keine Auswirkungen auf das Weih­nachts­geschäft haben wird und stattdessen ab Februar spürbar werden könnte.

Da die Spannungen in der Region nach wie vor hoch sind, wird project44 die Situation weiter beobachten und aktuelle Informationen und Einblicke bereitstellen.

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