Weihnachtssaison 2020:
E-Commerce muss jetzt in Lieferkettentransparenz investieren, um Verspätungen zu minimieren
Mit 3,5 Mrd. US-Dollar Umsatz bei Drittverkäufern, war der Amazon Prime Day 2020 vom 13. bis 14. Oktober ein Erfolg für die Plattform. Im Vergleich zum Prime Day 2019 wurde von kleineren und mittleren Anbietern 60 % mehr umgesetzt.
Für Amazon ist diese Aktion jedes Jahr ein Experimentierfeld. Eigentlich soll sie im Juli dabei helfen, die Sommerschlussverkäufe anzukurbeln sowie die logistischen Abläufe für die kommende Weihnachtshochsaison zu testen. Doch in diesem Jahr wurde der Prime Day aufgrund der Pandemie in den Oktober verschoben, so dass zu dem gewünschten Testszenario von Amazon ein weiterer, weniger beabsichtigter, Faktor hinzukam. Amazon hat damit den Einzelhandelslieferketten einen Bärendienst erwiesen.
Effekte auf die Einzelhandelslieferketten
Der diesjährige Zeitpunkt des Prime Days hat Auswirkungen auch außerhalb des Amazon-eigenen Vertriebs- und Logistiknetzwerks. Die gesamte Einzelhandelsbranche wird durch Verspätungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Und das auch, weil nicht nur insgesamt mehr online eingekauft wird, sondern auch, weil Endkunden 2020 ihr Weihnachtsbudget aufstocken und zu 65 % hauptsächlich online bestellen werden. Für die USA erwartet das Marktforschungsunternehmen Deloitte zum Beispiel ein eCommerce-Wachstum zwischen 25 % und 35 %. Ein weiterer Effekt des Prime Days ist, dass viele Online-Händler eigene Rabattaktionen fahren, um auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen.
Die Lieferketten kamen in den vergangenen Monaten immer wieder durch unerwartete Unterbrechungen und Volatilität ins Wanken und sind schon jetzt extrem belastet.
Und dass bei weiter zunehmendem Druck der Endkunden auf die Händler: In einer von uns durchgeführten Endkundenumfrage wollten 83 % nicht auf eine schnelle Lieferung verzichten und 89 % bestehen auf Transparenz beim Lieferprozess, unabhängig von einer Pandemie oder überlasteten Lieferketten.
Nimmt man die Erwartungen der Endkunden, das zunehmende Wachstum des Online-Shoppings, die zu erwartende Überbelastung der Lieferketten durch die Weihnachtseinkäufe und die aktuelle Situation in der Pandemie zusammen, wird klar, dass dieses Weihnachtsgeschäft einen besonderen Test für die Agilität und Resilienz der Einzelhandelslieferketten darstellt.
Bestellungen in der Weihnachtssaison werden die Lieferkapazität sprengen
Die Hochphase der Weihnachtseinkäufe lässt das Schlimmste erahnen: Salesforce erwartet, dass die in der von Oktober bis Anfang Januar andauernden Weihnachtssaison von Endkunden bestellten Waren, die Lieferkapazität der weltweiten Fullfillment-Netzwerke um 5 % übersteigen wird. Damit sieht das Unternehmen weltweit bis zu 700 Mio. Weihnachtsgeschenke aufgrund von zu später Lieferung nicht unter dem Baum liegen.
Für eine nahtlose Feiertagssaison wird es deshalb für Amazon, die Drittverkäufer und die gesamte eCommerce-Branche wichtig, Logistiknetzwerke stabil und transparent aufzustellen.
Visibilität ist ein erster Schritt, die Kontrolle über die Lieferkette zurückzugewinnen
Durch die gewachsene Zahl an Online-Shoppern hat sich der Anspruch an die Lieferketten, vor allem an die Präzision, in diesem Jahr deutlich erhöht. Auch wurden dadurch Ineffizienzen und Informationsmissstände offengelegt. Die über lange Jahre erfolgreichen manuellen Prozesse und in Silos gehorteten Daten sind heute problematisch und tragen nicht dazu bei, dass Lieferketten agil, transparent und resilient werden.
Genau das braucht es aber, um den aktuellen Auslastungen, Herausforderungen und Unsicherheiten begegnen zu können. Das Herstellen von Transparenz und Automatisierung in Lieferketten ist für Unternehmen inzwischen unerlässlich.
Transparenz im Transportwesen durch Echtzeitdaten schafft die Möglichkeit, Entscheidungen vorausschauend über Verkehrsträger, Modalitäten und Transportbestand hinweg zu treffen. So können Probleme gelöst werden, bevor sie auftreten, die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Partnern wird optimiert und Kundenwünsche werden befriedigt.